Montag, 9. Februar 2009

AP-Chef: Pentagon hat globale Propagandamaschine aufgebaut




Der Chef der Nachrichtenagentur Associated Press (AP) Tom Curley erklärte aktuell, dass die Bush-Regierung mit ihrem Militärapparat eine globale Propagandamaschine etabliert habe mit einem Budget von 4,7 Milliarden $ und 27.000 Mitarbeitern.



Seine Agentur sei von hohen Militärs bedroht worden: man würde AP vernichten, wenn man dort an den journalistischen Grundsätzen festhalten würde. Journalisten, die versuchten, wahrheitsgemäss über Irak und Afghanistan zu berichten, seien schweren Repressionen unterworfen worden. Eine Untersuchung der Nachrichtenagentur hatte kürzlich ergeben, dass allein vom Pentagon 4, 7 Milliarden Dollar ausgegeben werden zur Beeinflussung der öffentlichen Meinung. Hiermit sind nach der Untersuchung 27.000 Mitarbeiter befasst.

Curley erklärte, es sei schwierig zu ermitteln, was der Propagandaapparat des Pentagons mit seinen ungeheuren Mitteln betreibe. Viele der Budget-Positionen seien als geheim klassifiziert und deren Auftrag entsprechend unbekannt. Er stellte die Frage, ob man es nötig habe, Webseiten im Propagandaauftrag zu betreiben, die erschienen, als seien sie die Homepages unabhängiger Organisationen, ob man Propaganda-Artikel in ausländischen Zeitungen platzieren müsse.

Curley erklärte, es seien neue Regeln erforderlich für die Berichterstattung in Kriegsgebieten. Die Medien seien die einzige Kraft, die das Vorgehen der beteiligten Regierungen überprüfen und sie gegebenenfalls zur Verantwortung ziehen könne. Curley ging in seinem Referat vor der Universität von Kansas vor Journalisten auch auf die Entführungen von insgesamt 11 AP-Journalisten im Irak in den vergangenen Jahren ein. Diese seien offensichtlich eine Konsequenz unliebsamer Berichterstattung oder Recherchen und bedeuteten eine Anwendung von Folter gegenüber Journalisten.

Die Bush-Regierung habe Journalisten der Menschenrechte beraubt. Es sei nun an der Zeit, die Regeln neu aufzurollen und die Freiheit der journalistischen Berichterstattung zu sichern.

Geschrieben von Kuddel am Sonntag, 08. Februar 2009

Freitag, 9. Januar 2009

Realität am Ende

Wirklichkeit, Realität – diese Begriffe sind in letzter Zeit heftigst unter Beschuß geraten. Die Wirklichkeit ist nur noch ein Simulakrum, ein reines Trugbild, meint zumindest Jean Baudrillard, der das Reale in Agonie versinken sieht (vgl. Baudrillard 1978).

Kein Wunder: Cyber-Space, die Künstlichkeit von Zeit und Raum als virtual reality, ist – wenn auch noch nicht in aller Hände – sodoch in aller Munde, die „Eroberung des Körpers“ wird zum nächsten Ziel der technikbesessenen Menschheit. Die Wirklichkeit wird dabei immer weniger greifbar, sie scheint uns unter den Händen zu zerrinnen.

Das Paradoxe daran: Auf der einen Seite werden wir durch den immensen Ausbau der Massenmedien immer mehr und immer schneller informiert, aufder anderen Seite können wir diesen overkill an Nachrichten und Bildern nicht mehr verarbeiten und werden orientierungslos. Die Information wird zur Desinformation, der Blick auf die Wirklichkeit wird mehr verstellt als erhellt.

Unsere technisierte Gesellschaft „leidet an einer Form von Kultur-Aids, wobei diese Abkürzung hier Anti-Information-Deficiency-Syndrom bedeutet“ (Postman 1992, 72). Und auch Vilém Flusser erachtet die momentane Techno-Medien-Kultur nicht für überlebensfähig: „Die Leitfäden, die bisher das Universum zu Prozessen und die Begriffe zu Urteilen ordneten, sind daran, zu zerfallen, und das Universum beginnt in Quanten, die Urteile in Informationsbits auseinanderzukollern ... Man kann in einem derart leeren und abstrakten Bewußtsein nicht leben“ (Flusser 1985, 17). Ade denn, du schöne neue Welt?

Oder wird sich die gute alte Wirklichkeit doch noch einmal behaupten?

Quelle:"DAS PHÄNOMEN BERLUSCONI"-"Die Verstrickung von Politik, Medien,Wirtschaft und Werbung" von Stefan Krempl erschienen im Peter Lang Verlag (Frankfurt et. al.) 1996